Von der exklusiven Luxusbox zum Stellplatz für jedermann: Über die wechselhafte Beziehung der Menschen zu Parkhäusern und Garagen

Die Geschichte des Parkens beginnt mit dem Jahr 1886, als der deutsche Erfinder Carl Benz seinen Motorwagen Nummer 1, das erste moderne Automobil mit Verbrennungsmotor, patentieren lässt. Für die frühen Automobilisten war es selbstverständlich, ihr Auto in einer eigenen Garage abzustellen. So, wie die Kutsche in eine Remise und das Pferd in einen Stall gehören, brauchte das Automobil ein eigenes Gebäude auf dem Grundstück.

Öffentliche Parkplätze wurden anfangs auf temporären Freiflächen errichtet, um die Grundstückssteuer zu finanzieren. Das war so lukrativ, dass viele Grundstücksbesitzer unprofitable Gebäude abreißen ließen. Parkhäuser entstanden – das erste bereits am 5. Mai 1901 nahe des Piccadilly Circus‘ in London. Neben Großbritannien setzte die Massenmotorisierung vor allem in den USA früh ein. Der erste kommerzielle Parkplatz wurde hier schon 1917 eröffnet. Moderne, eigens konzipierte Hochgaragen entstanden dann in den 1920er Jahren. In Deutschland, genauer in Essen-Rüttenscheid, fand der erste Spatenstich für ein Parkhaus erst 1924 statt.

Hochgaragen boten Exklusivität und Luxus: Jedes Automobil erhielt eine eigene Box mit abschließbarer Tür, die meist dauerhaft gemietet wurde. Oft boten diese Garagen zusätzlich einen Tank- und Wasch-Service, eine Werkstatt sowie Übernachtungsmöglichkeiten für den Chauffeur. Der Weg in die Stadt sollte mit Komfort beginnen.

Experimente und Neuentwicklungen

1927 führten mehrere Warenhäuser in Boston und Philadelphia das Park & Ride-Prinzip ein. Um ihren Kunden den innerstädtischen Autoverkehr zu ersparen, baute man außerhalb der Stadt Parkhäuser, von denen aus die Kunden kostenfrei mit Bussen und Straßenbahnen ins Zentrum befördert wurden. Um diese außerhalb gelegenen Parkhäuser wurden zusätzlich Einkaufsmöglichkeiten geschaffen – die Geburtsstunde der Shopping Mall.

Die 1920er Jahre waren eine Hochzeit der Experimente: Aufzugparkhäuser, gerade Rampen, Außenrampen und Wendelrampen in allen Formen entstanden, vergingen oder werden bis heute genutzt. Die wohl effizienteste Methode, zwei Parkebenen miteinander zu verbinden, ist bis heute die Halbrampe. Sie wurde 1919 von Fernand d’Humy patentiert.

Zwei Autos in jeder Garage – Der amerikanische Traum

Um 1925 fuhren bereits 20 Prozent der Pendler in den USA mit einem privaten Pkw zur Arbeit. Kein Wunder, dass für die Amerikanische Städtekonferenz Parken zum meistdiskutierten Thema in den Städten avancierte. Sechs Jahre später zeigten die USA auf der Weltausstellung ein Zukunftshaus, zu dem auch eine Garage für zwei Autos gehörte. Damit war der Wunsch nach individueller Mobilität nun essentieller Bestandteil des amerikanischen Traums.

Die Entwicklung des Parkens in den 1930er Jahren prägten zwei Meilensteine: In Oklahoma City ging die erste Parkuhr in Betrieb und die Ausweitung von Parkraum wurde immer stärker gesteuert. In Deutschland wollte man nach Einführung des für jedermann erschwinglichen sogenannten KdF-Wagens auch die Städte autogerecht gestalten. Die Reichsgaragenordnung aus dem Jahr 1939 sah etwa vor, dass an jedem Wohnhaus Stellplätze für potenzielle Fahrzeughalter vorhanden sein mussten.

Nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges nahm in den 1950er Jahren der Automobilverkehr in Europa und den USA stetig zu. Parkplatzschwierigkeiten traten erstmals auf, denn der öffentliche Raum wurde immer knapper. So wurden 1959 in Teilen von Wien erstmals Kurzparkzonen eingerichtet – die Geburtsstunde der Parkscheibe.

Parkhäuser entwickeln sich weiter

Während der Ölkrisen in den 1970er Jahren häufte sich die Kritik am Auto. Ziel war nun nicht mehr die autogerechte Stadt. Der Individualverkehr in Europa sollte möglichst vor dem Stadtzentrum abgefangen und die Innenstadt so vor weiterer Verkehrsbelastung geschützt werden.

Nach der „Beton“-Ära der 1960 bis 1980er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfuhr das Parkhaus neue Aufmerksamkeit. Parken wurde zum Politikum. Beim Bau neuer Parkhäuser achtete man in der Regel mehr auf Qualität. Contipark setzte wichtige Meilensteine, etwa mit dem wegweisenden Abrechnungssystem ERP (Enterprise Ressource Planing) oder mit dem Vorreiter der Digitalisierung, der 1993 eingeführten Abrechnungssoftware „Conti00“.

Heute laufen in Parkhäusern und Tiefgaragen von Contipark so gut wie alle Prozesse automatisiert und digitalisiert ab: Eine Schranke lässt Autos passieren, der Parkschein wird an Automaten oder per App gelöst, Kameras haben Sicht auf alle relevanten Bereiche. Der Kundenservice wird durch Mitarbeiter vor Ort, des KundenServiceCenters und der Steuerleitzentrale organisiert. Wie in den Anfangszeiten werden Parkhäuser und Tiefgaragen auch heute wieder zu mehr als zum bloßen Parken genutzt. Aus der Tankstelle fließt jetzt Strom für Elektro-Autos, statt leerer Parkdecks im Sommer freuen sich die Kunden über Strandbars auf dem Dach. Das Parkhaus ist inmitten der Gesellschaft angekommen.

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Veröffentlicht am: 29. März 1996Kategorien: Im Rückspiegel0 Kommentare on Hoch hinaus und tief hinunterAnsichten: 7192