So geht die Düsseldorfer Tiefgarage „Altstadt Rheinufer“ nicht unter

Gegengewichte gibt es für alles Mögliche. Kleine Fahrräder haben sie in der Gangschaltung, große Kräne, um die variierenden Lasten an einem Ausleger auszugleichen. Ein Konter- oder Gegengewicht soll zwingend die Standsicherheit von Körpern bzw. Objekten gewährleisten. Aber was hat nun ein Parkhaus mit Konter- oder Gegengewichten zu tun?

In Düsseldorf gibt es seit 1989 tatsächlich eine Tiefgarage mit einem künstlichen Hafenbecken als Kontergewicht – die Tiefgarage „Altstadt Rheinufer”. Sie ist dringend darauf angewiesen, denn die Tiefgarage liegt in unmittelbarer Nähe zum Rhein. Der neigt wie jeder Fluss dazu, sehr unterschiedliche Mengen an Wasser mit sich zu führen. Die Pegelstände steigen bei Hochwasser rasant an und üben damit auf Bauwerke erheblich negative Auftriebskräfte aus. „Gemeinsam mit der Philipp Holzmann AG wurde das Objekt ab Mitte der 1980er Jahre entwickelt”, erinnert sich Andreas Knops. „Das Konzept, mit einem Hafenbecken als variabel funktionierendem Gegengewicht zu arbeiten, hat uns damals überzeugt.” Ein direkt über der Tiefgarage angelegter künstliche See dient als Kontergewicht für den ansteigenden Druck des Grundwassers in Folge des wechselnd hohen Rheinwassers. Er sorgt mit dafür, dass die Tiefgarage dort bleibt, wo sie sein soll – nämlich immer in der Tiefe. Zusätzlich ist die Garage durch eine Vielzahl von Dauerzugankern gegen Auftrieb gesichert. Was sich simpel anhört, ist technisch ausgeklügelt, bedarf gründlicher statischer Berechnungen und gehört wohl auch zu den architektonischen und ingenieurtechnischen Herausforderungen. Allein die 18 Ordner im Düsseldorfer Bauarchiv spiegeln die Komplexität des Projektes wieder.

Wo der „Alte Hafen“ wirklich alt ist

Am 13. April 1996 wurde dann zur Dekoration dieses Hafenbeckens ein 15 Meter langer Aalschokker mit einem Kran vom Rhein in das alte Hafenbecken umgesetzt. Ein ziemliches Highlight im Jahr 1996, denn der Kutter ist mit seinen 35 Tonnen nicht gerade ein „Leichtgewicht”. Gebaut wurde der Schokker bereits 1930 und ist damit älter als das Hafenbecken selbst. Inzwischen gehört er fest zum Stadtbild und ist ein begehrtes Fotomotiv. In Düsseldorf ist das Wasserbecken mit dem Rheinkahn als „Alter Hafen” bekannt. Doch wer die Geschichte kennt, weiß, dass das Gewässer weder ein Hafen noch wirklich alt ist.

Wirklich alt ist jedoch das Ziegelmauerwerk, mit dem die Begrenzungswände des Hafenbeckens erstellt wurden. Es wurde überraschenderweise bei den Ausschachtungsarbeiten für die Tiefgarage als relativ gut erhaltene Überreste einer alten, versunkenen Hafenanlage gefunden. Viele aus der Tiefe geborgene Ziegelsteine sorgen heute für eine einheitliche, naturziegelbetonte Struktur der Außenanlage auf dem Deckel der Tiefgarage.

Durch den Rheinufertunnel ins Parkhaus

Die Tiefgarage bietet unter dem „Alten Hafen” 963 Stellplätze und ist ausschließlich über den knapp zwei Kilometer langen Rheinufertunnel zu erreichen.

Innenaufnahme der Tiefgarage Altstadt Rheinufer

Der Rheinufertunnel zählt nach wie vor zu den größten Verkehrsberuhigungsprojekten Deutschlands. Der Anschluss an die Tiefgarage ist nur ein kleiner, aber wesentlicher Teil dieses durchdachten Stadtentwicklungsprojekts. Mit der Fertigstellung des Rheinufertunnels im Jahr 1993 wurde die Altstadt wieder barrierefrei an den Rhein angebunden. Auf der Tunneldecke entstand eine neue Promenade für Spaziergänger und Fahrradfahrer. Der vorher trennende Verkehr von täglich rund 55.000 Fahrzeugen fließt nun unter der Erde. Das Düsseldorfer „Jahrhundertprojekt” erhielt viele nationale und internationale Auszeichnungen. Gerade der Anschluss der Tiefgarage an den Rheinufertunnel mit direkten Zufahrten aus beiden Fahrtrichtungen gilt verkehrstechnisch als besonders gelungen.

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